Freitag, 16. Dezember 2011

Die Vielfalt der Bio-Siegel

Wir bei France écotours freuen uns natürlich, dass sich für mehr und mehr Lebensbereiche eine nachhaltige Denkweise entwickelt hat. Vielfach sind ökologisch/nachhaltig erzeugte Lebensmittel oder Dienstleistungen sogar schon mit entsprechenden „Bio-Siegeln“ ausgezeichnet. Doch inzwischen sind aus den paar vereinzelten Logos (etwa dem Umweltengel) etliche geworden, für bald jede Branche eines. Um hier mal für etwas Klarheit zu sorgen, listen wir hier einige wichtige Bio-Siegel (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) mit einer kurzen Erklärung auf. Viel Spaß beim Schlauer-Werden!


Beginnen wir beim leichtesten, dem deutschen Bio-Siegel für Lebensmittel, das inzwischen doch allgemein bekannt sein dürfte. Mit diesem Siegel gekennzeichnete Lebensmittel dürfen unter anderem 
- nicht durch und mit gentechnisch veränderte/n Organismen erzeugt werden,
- nicht mit Einsatz von synthetischen Pflanzenschutzmitteln erzeugt werden,
- nicht mit Hilfe von leicht löslichen mineralischen Düngern erzeugt werden,
- nicht mehr als 5 % konventionell erzeugte Bestandteile enthalten,
- keine Geschmacksverstärker, künstliche Aromen, Farbstoffe und Emulgatoren enthalten.

 Deutsches Bio-Siegel


Ganz ähnliche Richtlinien legt das Bio-Siegel der EU fest, das seit Mitte 2010 ein neues Logo hat und seitdem auch immer häufiger genutzt wird. In Deutschland wird es allerdings meist noch in Verbindung mit dem deutschen Bio-Siegel benutzt, weil es noch nicht sonderlich bekannt ist. Es setzt sich aber zunehmend durch. Ein Produkt erhält das europäische Bio-Siegel, wenn höchstens 0,9 % gentechnisch verändertes Material enthalten ist und mindestens 95 % der Inhaltsstoffe aus Öko-Anbau kommen.

Bio-Siegel der EU


Strenger als diese beiden Siegel ist das Bio-Siegel Naturland.  So gelten seit 2005 bei Naturland zusätzliche Sozialrichtlinien, mit denen die sozialen Bedingungen bei der Erzeugung und Verarbeitung der Produkte abgeprüft werden.  Naturland führte auch (nach eigenen Angaben) als erster Öko-Verband Richtlinien zur ökologischen Waldnutzung und zur ökologischen Aquakultur ein.

Naturland-Siegel


Womit wir schon beim nächsten Bereich wären, der nachhaltigen Forstwirtschaft. Hier ist besonders das weltweit aktive Siegel des „Forest Steward Councilship“ (FSC) bekannt. Nachhaltige Forstwirtschaft soll durch die Schaffung weltweit einheitlicher Standards zur Bewirtschaftung von Wald gewährleistet werden. Ein wichtiger Aspekt für FSC ist auch ein Demokratisierungsprozess. In einigen waldreichen Ländern sind kaum zivilgesellschaftliche Strukturen (Gewerkschaften, Umweltverbände...) vorhanden. Forstbetriebe, die eine Zertifizierung anstreben, müssen die Organisation von Arbeitnehmerschaft und anderen Beteiligten zulassen.
 FSC-Siegel

 
Ganz ähnlich nimmt sich das Siegel für nachhaltige Fischerei aus. Der „Marine Stewardship Council“ (MSC) verfolgt drei Prinzipien: Nachhaltigkeit der Fischbestände, Minimieren der Auswirkungen auf das Ökosystem und Effektives Fischerei-Managementsystem.

MSC-Siegel


Für uns als Reiseanbieter ist natürlich die Tourismusbranche interessant. Auch hier hat sich seit einigen Jahren ein Siegel etabliert. Die Organisation TourCert vergibt das Siegel „CSR Tourism Certified" an Reiseanbieter, die sowohl Umwelt- als auch soziale Aspekte berücksichtigen. Die Unternehmen haben zum Erhalt des Siegels einen Nachhaltigkeitsbericht sowie ein Verbesserungsprogramm zu erstellen. Mit dem Siegel verpflichten sie sich zudem dazu, ihre Nachhaltigkeitsleistung kontinuierlich zu verbessern. In aller Regel sind es kleine Veranstalter, die dieses Siegel tragen. Inzwischen haben sich 130 von Ihnen im „forum anders reisen e.V.“ zusammengeschlossen, um gemeinsam den nachhaltigen Tourismus zu fördern. Natürlich ist France écotours einer dieser Veranstalter.
 CSR-Siegel 


Oliver Bernasconi

Montag, 5. Dezember 2011

Grüner Mantel für die „Eiserne Dame“?

Wie Yasmine Haun ja schon bei ihrem letzten Besuch in Paris festgestellt hat, wird die Stadt der Liebe immer grüner. Besonders das 13. Arrondissement tut sich hier löblich hervor. Nun erreicht die Idee einer grünen Stadt die dritte Dimension: Es sollen nicht länger nur Gärten, Straßen oder Hausfassaden begrünt werden, nun geht es in die Höhe. Wie unter anderem die Süddeutsche Zeitung meldet, soll in naher Zukunft das Pariser Wahrzeichen, der Eiffelturm höchst selbst, begrünt werden.

Die Rahmendaten sind beachtlich: 600.000 Pflanzen sollen den 120 Jahre alten Turm einkleiden, die gesamte Anlage mit Pflanzen, Halterungen und Bewässerungssystem soll über 300 Tonnen wiegen. Dass die „Eiserne Dame“ unter dieser Last nicht zusammenbricht, ist für das zuständige Planungsbüro Ginger schon sehr sicher. Über Monate wurde dort an einem mehrere Meter hohen Modell bereits getüftelt und getestet. Sinn der Sache ist vor allem Imagepflege: Paris etabliert sich als grüne Stadt, was passt da besser als ein über 300 Meter hoher „Baum des Lebens“. Nach Angaben von Ginger soll der grüne Riese darüber hinaus bis zu 88 Tonnen CO2 im Jahr absorbieren.

Doch ob zwischen Juni 2012 und Januar 2013 tatsächlich dutzende Gartenbau- und Kletterspezialisten auf dem Eiffelturm herumturnen werden, ist noch völlig unklar. Denn die Sache scheint zwar technisch machbar, und sogar die Finanzierung (geschätzte 72 Mio. Euro) sollen aus privater Hand bereits gesichert sein. Allerdings hat bislang weder die Pariser Stadtverwaltung, noch die Betreibergesellschaft des Eiffelturms den Plänen von Ginger zugestimmt. Und in der französischen Volksseele brodelt eher der Unmut, als helle Begeisterung.

Doch das sollte die Öko-Visionäre nicht von ihrem Plan abbringen. Als der Eiffelturm vor etwa 120 Jahren gebaut wurde, bezeichnete die Bevölkerung ihn als „Totgeburt“, und sehnte sich dem geplanten Abbau nach 20 Jahren entgegen. Doch rasch änderten die Pariser ihre Meinung, und machten die „Eiserne Dame“ zum Wahrzeichen von Paris und ganz Frankreich. Wer weiß, vielleicht wird es dem grünen Eiffelturm ähnlich gehen? Der Bewuchs indes soll keine 20 Jahre bleiben. Ihm werden lediglich vier Jahre Lebensdauer prognostiziert. Eine Zeitspanne, die einen Versuch wert sein sollte - oder?

Oliver Bernasconi