Dienstag, 7. Februar 2012

Glamping: Zelten, aber luxuriös

Wie der Tagesspiegel berichtet, sind Nächte im Freien beliebt – aber oft spartanisch. Nun soll Camping, wie schon in Amerika und England, auch luxuriös werden. 



Muffige Schlafsäcke, schnarchende Nachbarn, schmuddeliges Gemeinschaftsklo: Wie war man froh, das hinter sich zu haben. Doch wenn Badewanne, Himmelbett und dunkler Holzboden ins Zelt einziehen, wird aus Camping „Glamping“, kurz für Glamorous Camping – Zelten mit Pomp. „Vor allem Frauen sind begeistert und sagen: Das sieht aus wie bei ,Jenseits von Afrika‘ “, sagt Thomas Reimann vom Reiseveranstalter Selectcamp. Die Luxuszelte stehen schon in Italien, Frankreich und Spanien. Bald wollen die Anbieter auch in Deutschland starten.

In den USA und Großbritannien ist das nichts völlig Neues. Selbst prominente Zeitgenossen wie Kate Moss und der Fernsehkoch Jamie Oliver haben sich als Glamper geoutet. Beliebt ist Glamping vor allem bei einer Klientel, die zwar Luxus im Urlaub als gesetzt betrachtet, sich aber politisch korrekt verhalten möchte. So wie manche Hollywoodstars – etwa George Clooney – von der Luxuskarosse auf Hybridautos umsteigen, so propagieren die Glamping-Anhänger ein Zurück zur einfacheren Lebensweise. Na ja, in gewissen Maßen.

Mancher mag sich darüber mokieren, dass der Glamper sein Zelt nicht selbst aufstellt, geschweige denn durch die Wildnis trägt. Und dass er nicht auf der Isomatte nächtigt, sondern im kuscheligen, von dienstbaren Geistern frisch bezogenen Kingsize-Bett. Wie auch immer man dazu steht: Das Angebot wächst längst auch außerhalb Großbritanniens und den USA. In den Niederlanden, wo Camping traditionell beliebt ist, gab es bereits erste eigene Glamping-Abteilungen auf den großen Touristikmessen. Der Tourismus reagiert so auf einen Lebensstil, der Gesundheit und Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt stelle.

Die Ansätze in Deutschland sind jedoch noch zaghaft. Man muss lange suchen, bis man eine Einrichtung findet, bei der sich hinter der Bezeichnung „luxuriöser Campingplatz“ der wahre Geist des Glamping zeigt. Im Ostseebad Dahme an der Lübecker Bucht versucht man, der Idee nahezukommen: Im Eurocamping Zedano stehen sie tatsächlich, die Zeltbehausungen der Oberklasse. Der deutsche Markt wächst aber europaweit momentan am stärksten.

Dem Glamping-Trend steht der Bundesverbands der Campingwirtschaft in Deutschland (BVCD) allerdings kritisch gegenüber. „Wir finden es spannend, aber mit der ursprünglichen Urlaubsform hat es wenig zu tun“, sagt Daniela Leipelt, Geschäftsführerin des Verbands in Berlin. Beim Camping gehe es um einen Lebensstil, bei dem unterschiedlichste Menschen zusammentreffen. „Beim Glamping durchbricht man das.“ Denn für jeden erschwinglich ist so ein Luxuszelt keineswegs: In der Hauptsaison zahlt eine vierköpfige Familie beispielsweise für eine „Lodgesuite“ am Gardasee pro Woche 1400 Euro.

Mehr zum Glamping im Internet auf goglamping.net

Oliver Bernasconi

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