Donnerstag, 15. Mai 2014

Der Katharerweg

Frankreichs neuster GR-Fernwanderweg 


Für uns zählt der Katharerweg im südfranzösischen Departement Aude schon lange zu den schönsten Wanderstrecken Frankreichs. Die vielen begeisterten Wanderer, die den Weg zum Beispiel auf unserer Wanderreise im Land der Katharer gegangen sind, können mit Sicherheit bestätigen, wie vielfältig und abwechslungsreich die Strecke zwischen Bergen und Mittelmeer ist.



Am 13. Februar 2014 wurde der Katharerweg vom französischen Wanderverband FFRP (Link auf Frz) (Fédération  Française de la randonnée pédestre) feierlich zum GR-Fernwanderweg erklärt. Damit reiht sich der GR 367, wie seine offizielle Bezeichnung nun lautet, in das Netz der berühmten Wanderrouten Frankreichs wie der Grande Traversée des Alpes (große Alpenüberquerung), dem GR 20 auf Korsika und dem Stevensonweg in den Cevennen (GR 70) ein.

Die orange-blauen Markierungen, die Wanderern bisher den Weg weisen, sollen noch diesen Sommer durch die weiß-roten Schilder ersetzt werden, die das gesamte GR-Netz in Frankreich kennzeichnen.

Alte Markierung
Neue Markierung

Der Wanderweg ist das Ergebnis über 30-jähriger Bau- und Instandhaltungsmaßnahmen, um das Hinterland des Departements (Corbiéres, Haute-Vallée und Pays de Sault) zu erschließen und wirtschaftlich zu beleben.

Der Katharerweg, der die Orte Foix und Port la Nouvelle auf einer Länge von 225 Kilometern verbindet, ist in 12 bis 13 Wandertagen zu schaffen. Lohnenswerte Abstecher sind der Pech de Bugarach, die höchste Erhebung der Corbières, oder auch die zahlreichen Burgen, die den Weg säumen. Routenvarianten führen über Duilhac oder Puivert. Damit die Strecke nicht zu lang wird, haben wir uns bei France écotours entschieden, die Wanderung erst in Quillan zu beginnen. Die Tagesetappen sind zwischen 5 und 6 Stunden lang. Nur die längste zwischen Durban und Tuchan dauert rund 7 Stunden und ist damit mit den Etappen in den Alpen oder den Cevennen vergleichbar. Auch die Höhenunterschiede von durchschnittlich 500 Metern pro Tag sind nicht zu verachten. Wenn man den Weg von Anfang bis Ende gehen will, empfiehlt es sich, die Route auf zwei Mal aufzuteilen.


Erfahrene Wanderer gehen die Strecke am liebsten im Frühling, wenn sich die Landschaft in einen blühenden Blumengarten verwandelt, oder im Herbst, wenn nicht mehr so viele Touristen unterwegs sind. Besonders beeindruckend sind die ausgeprägten klimatischen Kontraste auf engstem Raum: Trockenheit und Hitze an den Küsten und in den Corbières maritimes wechseln sich mit Nebel, Stürmen und lang anhaltenden Schneefällen in den Bergregionen ab.

Eine Wanderung auf dem Katharerweg ist auch eine Reise durch die Geschichte: Überall zeugen weite unbewohnte Landstriche und Burgen in schwindelerregender Höhe von der turbulenten Vergangenheit der Region – angefangen im mittelalterlichen Languedoc über die schicksalshafte Epoche der Katharer bis hin zu den Anfängen der Moderne…

Für alle, die Lust bekommen haben, selbst auf dem Katharerweg zu wandern, hier der Link zu unserer  7-tägigen Wanderreise im Land der Katharer von France écotours.


Wir wünschen Euch viel Spass beim Wandern!

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Donnerstag, 8. Mai 2014

Autofreie Insel: Frioul, Côte D'Azur

Autofreie Insel: Iles de Frioul, Mittelmeer


Unsere Reise zu den autofreien Inseln Frankreichs führt uns als nächstes ans Mittelmeer.  

Der Archipel du Frioul (provenzalisch: Frieu) besteht aus vier Inseln, die sich 4 Kilometer vor Marseille auf rund 200 Hektar Inselland erstrecken: Pomègues, Ratonneau, If und Tiboulen. Frioul ist eines der 111 Stadtviertel von Marseille und gehört zum 7. Arrondissement der Stadt. An der 30 Kilometer langen Küste bieten eine Vielzahl von Buchten Schutz vor den Mistral- und Ostwinden.


Aufgrund ihrer strategischen Lage in der Reede von Marseille dienten die Inseln lange Zeit als Verteidigungswehr. Auf jeder Anhöhe befindet sich eine Militärfestung und die Inselgruppe ist übersäht von Geschützen, Gräben und Beobachtungsposten. Die Insel Ratonneau ist seit den Zeiten von Heinrich IV von einer mächtigen Festung umgeben. Kurze Zeit später war die Ile d’If an der Reihe und unter Ludwig XIV. wurde der gesamte Archipel durch Vauban bewehrt. Weitere Befestigungsbauten entstanden unter Napoleon.

Bis Anfang der 70er Jahre war die Inselgruppe Eigentum des französischen Verteidigungsministeriums und wurde dann nach und nach von der Stadt Marseille aufgekauft. Heute gehört der Stadt praktisch die Gesamtheit der beiden Hauptinseln Pomègues und Ratonneau. Die Nebeninseln befinden sich in staatlicher Hand, wobei die Ile d’If durch das Centre des Monuments Nationaux (Link auf Frz.) und Tiboulen durch die Abteilung für Leuchttürme und Markierungen verwaltet wird. 2002 beschloss die Stadt Marseille, dass das Naturerbe der Inselgruppe geschützt werden sollte und eröffnete den Naturschutzpark Parc Maritime des Îles du Frioul, der sowohl Land- als auch Seegebiete umfasst. Der Park lädt heute zu Erkundungstouren unter Beachtung des Naturschutzes und Respekt vor der natürlichen Umwelt ein.

Während des zweiten Weltkriegs wurden die Befestigungen der Insel von den deutschen Besatzern eingenommen und durch neue Geschosse erweitert. Diese Stahlbetonkonstruktionen wurden von Zwangsarbeitern aus Marseille gebaut und sind noch heute leicht zu erkennen. Besonders die Geschosse des Cap Caveau sind ein beeindruckendes Beispiel dieser militärischen „Baukunst“. Die Alliierten bombardierten die befestigte Inselgruppe massiv, um die Festungen zu zerstören, die ihnen den Zugang nach Marseille verwehrten. Insbesondere auf Ratonneau zeigen Luftbilder trotz der wilden Vegetation noch heute deutliche Krater in der Landschaft.

Geologisch besteht die Inselgruppe aus urgonischem Kalkstein ähnlich den Calanques von Marseille und den Felsbuchten von Estaque, deren weiße, geschichtete Kalksteinfelsen steil in das Meer hinabstürzen. Doch in Frioul wurde die Landschaft sowohl durch die Militärbefestigungen als auch durch die Bauaktivitäten der letzten Jahre stark beeinträchtigt. Von der militärischen Vergangenheit zeugen heute noch eingestürzte Gebäude, Bauschutt und Metallverschmutzung durch leichte und schwere Munition auf der gesamten Insel.


Die Tierwelt besteht zum Großteil aus Meeresvögeln, die meisten davon seltene und geschützte Arten. Große Säugetiere sucht man hier vergebens, dafür findet man eingeführte Arten wie Kaninchen, Ratten und Wildkatzen.

Die Inselgruppe ist sehr trocken. Aufgrund des kaum ausgeprägten Reliefs und ihrer zerstückelten Form regnet es hier weniger als in Marseille. Zusammen mit oft starken Winden führt diese Niederschlagsarmut zu einer kargen Vegetation, die vorwiegend aus gewundenen Aleppo-Kiefern besteht. Daneben weist Frioul die gesamte Pflanzenvielfalt der provenzalischen Küste sowie einige seltene und geschützte Arten auf, die es nur auf den Inseln vor Marseille gibt.

Dank ihres einzigartigen Biotops hat der französische Staat die Inselgruppe zum Naturschutzgebiet Natura 2000 erklärt. Dieses Netz aus europäischen Naturschutzgebieten hat es sich zum Ziel gemacht, menschliche Aktivitäten und Naturschutz miteinander in Einklang zu bringen. In diesem Rahmen wurde ein Aktionsplan erarbeitet, um diesen natürlichen Lebensraum zu erhalten.

Die Frioul-Inseln sind komplett autofrei und selbst für Fahrräder gelten strenge Auflagen. In den 1970er Jahren wurde ein Yachthafen mit 600 Anlegestellen errichtet. Entlang des Hafens reihen sich verschiedene Geschäfte und oberhalb befinden sich die Wohnhäuser der ca. 100 Inselbewohner.

Daneben findet man auf Frioul das Feriendorf Léo Lagrange, eine Station der Marinefeuerwehr von Marseille und eine ökologische Aquakulturfarm im alten Quarantänehafen von Pomègues.

Öffentliche Einrichtungen gibt es kaum. Aufgrund fehlender Polizei, Schulen und Ärzte müssen die Bewohner regelmäßig aufs Festland nach Marseille. Kein Wunder also, dass sich die Insulaner oft als vergessenes Beiwerk von Marseille sehen und ein gewisses Ressentiment gegenüber der „großen Schwester“ verspüren. Projekte zum Ausbau des Hafens sowie zum Bau weiterer touristischer Einrichtungen werden regelmäßig durch den Gemeindeverband Marseille Provence Métropole angestoßen.

Im Juli 1997 beschlossen der Besitzer der Burg Brégantin auf Ratonneau Jean-Claude Mayo (Link auf Frz.) und ein paar seiner Freunde als Scherz die Gründung der Mikronation République libre du Frioul mit der Begründung, dass „in unserer Gesellschaft kein Platz für Spinner ist“. Präsident auf Lebenszeit wurde Egrégore le Virtuel und Jean-Claude Mayo wurde zum „Minister zur Förderung des Verbs“ ernannt. Die kleine Republik bekam ihre eigene Währung, die nur auf der Insel gehandelt wurde. Im Jahr 2000 endete das Zeitalter der République libre du Frioul. 2012 entstand an ihrer Stelle die République du Frioul. Ihr Motto lautet: „Pour l'art et l'insolence, sans insolation“ (Für Kunst und Frechheit ohne Sonnenstich). Überall in Frankreich und auf der Insel gibt es Botschaften; die Republik hat eine eigene Flagge, ein eigenes Wappen, eine eigene Währung und eigene Ministerien. Das Ziel dieser „Zweiten Republik“ ist die Förderung von Kunst und Kultur auf der Insel.

Anreise: Ab dem Hafen von Marseille verkehren stündlich Fähren (Fahrtzeit 30 Minuten). Seit es diese Verbindung gibt kommen jährlich rund 400.000 Besucher auf die Insel.


Reiseempfehlung: Côte bleue: durch die Calanques von Marseille. Diese geführte Küstenwanderung beinhaltet einen Tagesausflug auf die Frioul-Inseln.

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