Mittwoch, 30. April 2014

Ökologische Jugendherberge in Paris

100 % umweltfreundliche Jugendherberge in Paris eröffnet


Ihr sucht eine umweltfreundliche und preisgünstige Unterkunft mitten in Paris? Dann könnte diese Empfehlung genau das Richtige für Euch sein: die Jugendherberge Yves Robert in der Rue Pajol im 18. Pariser Arrondissement. 



Das Gebäude, eine ehemalige Bahnhofshalle der französischen Eisenbahngesellschaft SNCF, wurde in dreijährigen Umbauarbeiten zu neuem Leben erweckt und in ein wahres Solarkraftwerk umfunktioniert. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach versorgt den gesamten Komplex mit erneuerbarer Energie. Durch die Mischung aus Holz, Beton und den ursprünglichen Stahlträgern verbindet das Gebäude Transparenz und Wärme. Hinter der Holzfassade erwartet den Gast eine grüne Oase der Ruhe im Herzen des Großstadtgetümmels mit einem überdachten Garten, verschiedenen Bäumen und Becken mit Wasserpflanzen. Nur wenige Schritte vom Gare de l’Est entfernt ist hier ein Öko-Quartier entstanden, das als Vorzeigeprojekt in Sachen nachhaltiger Entwicklung dient und mit dem Öko-Label Green Key (Linf auf Englisch) ausgezeichnet wurde.

Mit 103 Zimmern und 330 Betten ist Yves Robert die derzeit größte Jugendherberge in Paris. Der Komplex ist so ausgelegt, dass Austausch und Begegnung zwischen den Gästen gefördert werden und umfasst einen Gemeinschaftsraum, eine Bar, eine Küche, einen Waschraum und Restaurants – demnächst mit Blick in den Garten.

Die Jugendherberge wurde am 7. November 2013 durch den damaligen Pariser Bürgermeister Bertrand Delanoë feierlich eröffnet. Neben der Jugendherberge umfasst der Gebäudekomplex die Bibliothek Vaclav Havel (benannt nach dem ehemaligen Präsidenten der Tschechischen Republik), Büroräume und einen Veranstaltungsraum. Nach und nach lassen sich auch Geschäfte nieder. Ein Café gibt es bereits und die Eröffnung einer Bäckerei steht unmittelbar bevor.

Im und um das Gebäude entstehen derzeit rund 8.000 m² Grünfläche, darunter der 2000 m² große innenliegende Garten. Die meisten der dafür eingesetzten Materialien, zerkleinerte Ziegel, Schienen und Pflastersteine, stammen aus der alten Halle. Mit ihren Wasserflächen erstreckt sich die Anlage über die Bibliothek Vaclav Havel und entlang der Gleise, die zum Gare du Nord und zum Gare de l’Est führen.

Trotz der Nähe zu den Gleisen ist Lärmbelästigung hier kein Thema. Dank erstklassiger Schallschutztechnik hört man in den Zimmern nichts als die Zimmertüren unvorsichtiger Nachbarn auf dem Flur.

In Sachen Sauberkeit gibt es ebenfalls nichts zu beanstanden und für alle, die es gerne komfortabel mögen gibt es Doppelzimmer mit Dusche und Waschbecken auf dem Zimmer. Die Toiletten befinden sich dagegen auf dem Flur und müssen mit den Nachbarn geteilt werden.

Preis: ca. 30 Euro pro Person im Doppelzimmer inkl. Frühstück und Bettwäsche – für Pariser Verhältnisse ein echtes Schnäppchen!

Anreise

Die Jugendherberge Yves Robert befindet sich in der Halle Pajol auf der Esplanade Nathalie Sarraute an der Rue Pajol.
20 Esplanade Nathalie Sarraute
75018 Paris

Métro-Haltestelle: La Chapelle oder Marx Dormoy
Bushaltestelle: Traverse

+33 (0) 140388790  // http://www.hifrance.org/auberge-de-jeunesse/paris--yves-robert.html

Labels: , , ,

Donnerstag, 24. April 2014

Autofreie Insel: Bréhat, Bretagne

Autofreie Insel: Ile de Bréhat, Bretagne

Die vierte Station auf unserer Tour durch die autofreien Inseln Frankreichs ist die Ile de Bréhat, auch Insel der Blumen (île aux fleurs) genannt. Die einzige Inselgemeinde des Departements Côtes-d’Armor liegt rund zwei Kilometer von der Landspitze Pointe de l’Arcouest entfernt und umfasst etwa hundert, teils winzig kleine Inseln, die sich auf einer Länge von 3,5 Kilometern, einer Breite von 1,5 Kilometern und einer Fläche von 290 Hektar erstrecken. Die Hauptinsel besteht wiederum aus zwei Teilen, der Nord- und der Südinsel, die über eine steinerne Brücke, der Pont ar Prat, miteinander verbunden sind. Ebbe und Flut bestimmen den Rhythmus der Inseln, die von rot-orangenen Felsformationen umgeben sind, die in der Abendsonne umso intensiver leuchten – eine bewegende Landschaft von ergreifender Schönheit!


Bild: Wikimedia Commons


Dank ihres milden Klimas – die Temperaturen sinken selbst im Winter kaum einmal unter 6°C – beherbergt die Ile de Bréhat eine reiche Pflanzen- und Blumenvielfalt. Es ist also nicht verwunderlich, dass die gesamte Inselgruppe unter Naturschutz steht und als „außergewöhnlicher Naturschauplatz“ ausgezeichnet wurde. Das französische Naturschutzgesetz von 1905 kam auf Bréhat zum allerersten Mal zur Anwendung. Neben heimischen Pflanzen findet man hier auch zahlreiche exotische Arten wie Passionsblumen, Jasmine, Palmen, Feigenbäume und sogar Agaven, die Seefahrer von ihren Expeditionen mitgebracht haben.

Zu Fuß, mit dem Fahrrad oder auf einem Traktoranhänger geht es auf Erkundungstour durch die engen Gässchen von Bréhat mit ihren malerischen Häusern und blühenden Vorgärten. Das Städtchen liegt auf der Südinsel und ist mit kleinen Gärten aus Hortensien, Feigenbäumen, Mimosen, Eukalyptus und Schmucklilien gesäumt. Ein Spaziergang hier mutet fast tropisch an. Über die Pont ar Prat verlassen wir die sanfte, mit Blumen übersäte Südinsel und erreichen den grünen Norden mit seinem Heideland und seinen wilden Buchten. Der Weiße Turm, der Seefahrern als Landmarke dient, der Semaphor und die Leuchttürme von Rosédo und die Landspitze Pointe de Paon zeichnen sich hier vom türkisgrünen Meerwasser ab. 

Bréhat war nicht immer eine Insel. Als die ersten Menschen in der Altsteinzeit am Felsen von Goareva hinter der heutigen Mole siedelten, war dieser noch mit dem Festland verbunden. Bei Flut ist diese Stelle heute vom Wasser bedeckt. 

Auf einigen Inseln des Archipels von Bréhat finden sich Überreste von Klöstern und Abteien (z.B. Lavrec, Saint Maudez, Ile Verte) und den Heiligen, die einst hier lebten (Budoc, Gwenolé, Maudez...). Im Mittelalter gehörte Bréhat zur Grafschaft von Penthièvre, die sich von Lamballe bis Guingamp erstreckte. Im 14. Jahrhundert wurde eine Festung errichtet, die der Insel jedoch nicht lange Schutz bieten sollte: Im Jahre 1409 wurde Bréhat von den Engländern im Namen des bretonischen Herzogs Jean V eingenommen, verwüstet und niedergebrannt. 

Tapfere Korsaren, isländische und neufundländische Fischer – die Geschichte von Bréhat ist untrennbar mit dem Meer verbunden. Seeleute aus Bréhat sollen schon sehr früh in Neufundland gelandet sein und der Korsar Jehan Coatenlem soll Christoph Kolumbus den Seeweg nach Amerika gezeigt haben. Während der französischen Revolution spielte die Insel aufgrund ihrer Lage zwischen Saint-Malo und Brest eine strategische Rolle. Anfang des 19. Jahrhunderts wurden zahlreiche Leuchttürme und Seemarkierungen errichtet. Die Insel diente als „marines Ausbildungslager“ sowohl für Handelsleute als auch für das Militär. 
Ende des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Touristen und Künstler, unter ihnen vor allem französische aber auch ausländische Maler, auf Bréhat. Heute ist die Insel ein ausgesprochener Urlaubs- und Künstlerort. 
Bréhat blieb aber auch nicht von den Folgen diverser Tankerunglücken verschont. So wurde die Küste im März 1978 von der Ölpest der Amoco Cadiz getroffen. 
Heute ist Bréhat zwar ganzjährig bewohnt, erfreut sich aber insbesondere in der Urlaubssaison eines starken Zulaufs. 1846 zählte die Insel noch rund 2000 ständige Einwohner; heute leben nur noch 419 Menschen ganzjährig dort. Die Zahl der Wochenend- und Ferienbewohner wächst dagegen ungehindert weiter. Von den 833 Wohnhäusern und Wohnungen werden heute gerade einmal 195 als Hauptwohnsitz genutzt (23,4 %). Der Großteil der Dauerbewohner lebt auf der Nordinsel, während sich die Urlauber meist im Süden aufhalten.
Die Ile de Bréhat ist an das öffentliche Versorgungssystem angeschlossen und bezieht sowohl Wasser als auch Strom über Unterwasserleitungen vom Festland. Das Mobil- und ADSL-Netz deckt die gesamte Insel ab. Zusätzliche Energie liefert ein Meeresströmungskraftwerk. Trinkwasser wird traditionell aus Regenwasser gewonnen.        
Für die Sicherheit der Bevölkerung sorgt eine freiwillige Feuerwehr und ein Semaphor wacht von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang über eine der meistfrequentierten Stellen der Küste.
Die Wirtschaft lebt hauptsächlich von Tourismus, Schiffsbau und Handwerk. 
Die Glaskunst von Bréhat zählt zu den wichtigsten Einnahmequellen der Insel. Hier werden hochwertige Kunstgegenstände wie Glaskugeln, Knöpfe, Türgriffe, Fenster und Möbel hergestellt. Eine weitere Besonderheit ist das Salzbecken von Lenn auf der Nordinsel, das durch einen natürlichen Deich aus Kies vom Meer getrennt ist und in dem die geschützte Meerkohlart chou de mer de Bréhat wächst. 
Bei einer Wanderung auf der Insel darf eine Besichtigung der berühmten Gezeitenmühle von Birlot nicht fehlen. Die Mühle wurde zwischen 1633 und 1638 erbaut und kürzlich renoviert und zählt zu den schönsten der Bretagne. Bis 1916 wurden hier jährlich 25 Tonnen Mehl gemahlen. Heute ist man auf das Mahlen von Buchweizen umgestiegen.      

Um die Besonderheiten der Insel nicht im Massentourismus zu verpassen und zu ihrem Erhalt beizutragen, empfiehlt es sich, Bréhat außerhalb der Hochsaison im Juli und August zu besuchen. 

Anreise: Anlegehafen Pointe de l’Arcouest in der Gemeinde Ploubazlanec; Anreise mit dem Zug bis zum Bahnhof von Saint-Brieuc (ca. 50 km entfernt) und weiter mit der Buslinie 9 (Infos unter www.tibus.fr/) oder bis zum Bahnhof von Guingamp und weiter mit der Regionalbahn TER bis Paimpol.

Bild: Calips | Wikimedia Commons

Labels: , , , ,

Donnerstag, 17. April 2014

Autofreie Insel: Sein, Bretagne

Autofreie Insel: Ile de Sein, Bretagne

Die dritte Autofreie Insel auf unserer Tour ist die Ile de Sein im Department Finistère, mitten im Mer d’Iroise, 8 Kilometer vom Kap Pointe du Raz entfernt. Die Insel ist 2 Kilometer lang, zwischen 30 und 500 Metern breit und wie ein umgedrehtes S geformt. Mit einer durchschnittlichen Höhe von 1,50 Metern liegt die Ile de Sein nur knapp über dem Meeresspiegel.


Quelle: Wikimedia

Die Insel scheint aus einer Verbindung von Felsen und Meer hervorgegangen zu sein. Hier gibt es keine Stelle, an der man sich nicht bewusst ist, dass man sich auf einer Insel befindet. Das Meer ist allgegenwärtig und mit allen Sinnen wahrnehmbar. Der regionale Naturpark Armorique gehört seit September 2013 zusammen mit den Inseln Molène und Ouessant zum Biosphärenreservats Iroise.
Auf der gesamten Insel gibt es keinen einzigen Baum oder Strauch. Die Ile de Sein ist regelmäßig verheerenden Stürmen ausgesetzt und starke Strömungen haben in der Vergangenheit immer wieder zu Schiffsunglücken geführt. Nicht von ungefähr kommt daher die Redewendung der Fischer: „Qui voit Sein, voit sa fin“ (Wer Sein sieht, sieht sein Ende).

Trotz aller Widrigkeiten fühlt sich der Mensch seit jeher von der Insel angezogen. In der Nähe der Kirche zeugen zwei Menhire von der Präsenz des Menschen im Altertum. Auch wenn diese vorerst nicht andauern sollte und in einem Dokument aus dem Jahr 1604 von einer „unbewohnten Insel“ die Rede ist, wurde die Ile de Sein bald zur Heimat von Fischern aus dem Cap Sizun, die hier ideale Bedingungen für den Fischfang fanden, sowie von überlebenden Schiffsbrüchigen, die sich auf die Insel retteten. Doch 1664 wurde die Ile de Sein im Krieg zerstört und verwaiste erneut. Seit dem Ende des Kriegs ist die Insel schließlich durchgängig bewohnt. 1936 erreichte die Bevölkerungszahl mit 1328 Einwohnern ihren Höhepunkt, und selbst nach dem 2. Weltkrieg lebten noch mehr als tausend Menschen hier. Erst Anfang der 60er Jahre kam es zu einem Einbruch, der einem ganz bestimmten Grund zuzuschreiben ist: der Jakobsmuschel. Mit dem Rückgang der Muschelfänge an den gewohnten Fangstellen folgten die Insulaner der Muschel bis in die Reede von Brest. Aufgrund der langen Saison von 6 Monaten ließen sich bald die gesamten Fischerfamilien in Brest nieder. Durch den Preisverfall für Jakobsmuscheln in den 70er Jahren, verschob sich der Muschelfang noch weiter in die Bucht von Sein, wo die Muscheln eine bessere Qualität hatten und somit höhere Preise erzielten. Zudem konnten sich mit steigenden Immobilienpreisen immer weniger junge Fischer das Leben auf der Insel leisten. Mit 197 Einwohnern ist die Ile de Sein heute die am wenigsten besiedelte Insel im Department Finistère. Im Laufe des Jahres variiert die Bevölkerungszahl zwischen 120 im Winter und bis zu 1500 im Sommer. 64 % der 350 Häuser und Wohnungen werden als Zweit- oder Ferienwohnsitz genutzt.

Neben dem Fischfang hat hier die Algenwirtschaft hier lange Tradition. Vor allem die Frauen wussten aus diesen Meerespflanzen allerlei Wertvolles herzustellen. Bis in die 50er Jahre wurde der Seetang vorwiegend zur Iod-Gewinnung genutzt. Davon zeugen heute noch die letzten Öfen, in denen der Tang gebrannt wurde. Vor Ort wurden die Algen zum Räuchern und Kochen verwendeten. Da es auf der Insel keine Bäume gibt, waren Algen lange Zeit das einzige verfügbare Brennmaterial. Die Flechtenart lichen carragghéen kam in der Patisserie und in der Pharmazie zum Einsatz und die Asche des Seegras kalkougn wurde in der Glaskunst verwendet. Die alkaloidreichen Rückstände des verbrannten Tangs wurden zudem im Haushalt und als Düngemittel eingesetzt.
Eine weitere Besonderheit der autofreien Insel ist, dass auch die Nutzung von Fahrrädern für Besucher hier nicht erlaubt ist. Doch die Insel ist mit gerade einmal 56 Hektar Fläche so überschaubar, dass sie sich auch zu Fuß spielend erforschen lässt. Die Gassen des kleinen Orts sind so eng, dass das Fahrradfahren im Sommer hier selbst den Einwohnern untersagt ist.
Trotz aller Auflagen und Vorsichtsmaßnahmen stellt der Tourismus eine Gefahr für die Insel dar. Diese weist keinen durchgängigen Felssockel auf, sondern ist Teil eines uralten Plateaus aus aufgehäuftem Kies. In den letzten Jahren ist ein Trend entstanden, aus den Kieselsteinen Säulen zu bauen, die in der Abendröte besonders ästhetisch aussehen, für die Insel jedoch eine ernsthafte Bedrohung darstellen. Zusammen mit dem Sammeln von Kieselsteinen als Urlaubssouvenir trägt dieses neue Spiel zunehmend zu Erosion der Insel bei.

Auf der empfindlichen Insel gehört die Müllvermeidung und -entsorgung zu einer der wichtigsten Aufgaben und ist umso aufwändiger und kostspieliger. Alle Abfälle werden auf das Festland gebracht und dort entsorgt.

Seit 2009 ist die Ile de Sein bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen. Von Quimper aus geht es mit der Bahn und dem Bus zum Anlegehafen von Ste Evette, 25 Kilometer Luftlinie von der Ile de Sein entfernt, und von dort weiter mit dem Schiff auf die Insel.

Quelle: Amoureux de la Bretagne

Labels: , , , ,

Donnerstag, 3. April 2014

Autofreie Insel: Molène, Bretagne

Autofreie Insel: l’Archipel de Molène, Bretagne


Die zweite Station auf unserer Tour der autofreien Inseln Frankreichs ist der Archipel von Molène, der sich ca. 15 Kilometer nordwestlich der bretonischen Hafenstadt Le Conquet mit rund 20 Inseln, Klippen und Untiefen zwischen dem Festland und der Île d'Ouessant hinter der fürchterlichen Meerenge Passage du Fromveur (Link auf Französisch) erstreckt.


Quelle: Ccarnot


Molène ist die Hauptinsel des gleichnamigen Archipels, der 9 Hauptinseln (Bannec, Balanec, Molène, Triélen, L’île aux Chrétiens, Quémènès, Litiry, Morgol und Béniguet) und 9 Nebeninseln umfasst. Letztere werden meist als „Lédénes“ (=Erweiterungs- oder Nachbarinsel) bezeichnet und sind bei Ebbe mit der jeweiligen Hauptinsel verbunden, bei Flut aber von ihr getrennt (Lédénès Vraz, Lédénès Vihan, Lédénès Bannec…). 

Die Insel und der Archipel von Molène wurden erst im Laufe der Zeitgeschichte zu Inseln. Während der Eiszeit war der Archipel eine riesige Halbinsel von fast 300 km², die durch das Tiefland von Le Conquet mit dem Festland verbunden war. Durch das Abschmelzen der Gletscher und dem Anstieg des Meeresspiegels wurde die Halbinsel vom Festland abgetrennt und in ein Duzend kleiner Inseln verwandelt.

Der Archipel von Molène liegt auf einem Schelf mit gering ausgeprägten Meerestiefen und starken Strömungen, die eine außergewöhnliche Artenvielfalt im Wasser begünstigen. In erster Linie ist er für sein riesiges Algenfeld bekannt, das mit 10.000 Hektar Fläche das größte Europas ist. Neben der Fischerei und der Algenwirtschaft tragen die Bereiche Tourismus und Freizeitaktivitäten zunehmend zum Wirtschaftswachstum des Archipels bei.

Der Archipel weist eine erstaunliche aber empfindliche natürliche Umwelt auf. So sind die Inseln Heimat einer Kolonie von großen Tümmlern und Kegelrobben sowie unzähliger Fischarten und Krebstiere und dienen zahlreichen Vögeln als Nistplatz, darunter der Heringsmöwe, der Silbermöwe, der Mantelmöwe, der Brandseeschwalbe und der Fluss-Seeschwalbe. Am Watt der Inseln kann man Kormorane, Basstölpel und Reiher beobachten, die hier bevorzugt nach Fischen jagen, aber auch Kaninchen und Nagetiere sind hier heimisch.

Der Archipel wurde zum besonderen Naturschutzgebiet Natura 2000 erklärt, um die Biodiversität zu erhalten und das Naturerbe der Region zu schützen. Dank seines reichen Naturerbes wurde die Inselgruppe 1988 mit dem Label Man and Biosphère (Link auf Englisch) ausgezeichnet. Das Unesco-Programm zielt darauf ab, gefährdete Naturreservate vor Ausbeutung der natürlichen Ressourcen oder übermäßigem Tourismus zu schützen.

Wie viele Inseln wurde der Archipel früher häufig von Krankheiten wie der Cholera und verheerenden Fluten heimgesucht. In der jüngeren Geschichte setzten Schiffsunglücke und gewaltige Stürme der Insel zu.

1904 hatte die Inselgruppe 613 Bewohner, davon 142 Fischer mit 44 Booten, die quasi autark lebten. Jede Familie versorgte sich selbst: die Männer brachten die Fische, die sie nicht verkaufen konnten, mit nach Hause und halfen den Frauen beim Anbau von Kartoffeln, Gerste, Weizen, Rüben und Gemüse. Sie züchteten Kühe, Schweine, Schafe, Hühner und Kaninchen und betrieben Tauschhandel. In Zeiten der Not half man sich gegenseitig. Die einzigen Einnahmen kamen aus dem Verkauf von Fischen, Hummern und Langusten und dem Verkauf von Natrium aus Seetang (Link auf Französisch).

Die Algenvielfalt des Archipels dient seit Jahrhunderten als Einnahmequelle. In dem enormen Feld wachsen zahlreiche Tangarten, darunter die Arten Tali und Tali penn, die mehrere Meter hoch werden können und für pharmazeutische und kosmetische Zwecke verwendet werden. Ihre Ernte ist heute streng reglementiert und erfolgt mechanisch. Früher kamen hingegen ganze Familien auf die Inseln, um hier teils unter extremen Bedingungen von den Erträgen des Algenanbaus zu leben.

Molène und sein Archipel sind eng mit der mehr oder weniger glorreichen Geschichte der Tangarbeiter verbunden. Erst Anfang der 1970er Jahre veränderte sich das Leben der Menschen mit der Erfindung der hydraulischen Erntemaschinen, die von Booten aus gesteuert wurden. Durch diese Mechanisierung und die Legalisierung des Verkaufs ungetrockneten Seetangs konnte der Tang nun in großen Mengen abgebaut werden. Im Winter werden einige der Ernteboote eingesetzt, um Jakobsmuscheln zu sammeln.

Die Wasserversorgung auf den Inseln erfolgt durch zwei Gemeinschaftsspeicher und Regenwassernutzung: die „Citerne des anglais“, ein Geschenk von Königin Victoria aus dem Jahr 1896, und das 1976 erbaute „Impluvium“. Darüber hinaus gibt es zwei Grundwasserentnahmestellen im Nordwesten der Insel und private Regenwasserspeicher an den meisten Häusern.

Bis Ende der 60er Jahre bestimmten religiöse Feste das Leben auf der Insel. Heute feiert man das Fest des Meeres am 15. August, und mit der Meerwanderung Trielen-Molène anlässlich der großen Gezeiten im August oder September erreichen die Festivitäten ihren Höhepunkt.

Auf Molène gibt es keine Bäume und damit auch kein Holz. Die traditionelle Wurst wird etwa fünf Stunden über getrocknetem Seetang geräuchert. Durch diese spezielle Räuchermethode erhält die Wurst ihren einzigartigen Geschmack nach Iod.

Gab es zu Beginn des 20. Jahrhunderts noch 600 Menschen auf der Insel, so leben heute nur noch 213 Menschen ganzjährig dort. Im Sommer zählt die Molène dagegen 750 Einwohner. Mit 50.000 Besuchern im Jahr (im Sommer sind es ca. 1000 pro Tag), ist es für die Insel eine große Herausforderung, ihre einzigartige natürliche Umwelt zu bewahren. Gerade einmal sieben Nutzfahrzeuge sind auf der gesamten Insel zugelassen. Das Fahrrad ist ein beliebtes Fortbewegungsmittel, aber am allerbesten erkundet man die Insel zu Fuß, vor allem um bei Ebbe das Watt zu durchwandern.



Quelle: Julien Carnot

Labels: , , , ,