Freitag, 6. November 2015

NGO - Mountain Wilderness Frankreich - Eine Stellungnahme des stellvertretenden Direktors Vincent Neirinck


Bild Copyright: Vincent Neirinck

Bedrohte Bergwelt, für mehr Nachhaltigkeit am Mont Blanc

Aufgrund ihrer Beliebtheit ist das empfindliche Gleichgewicht der Natur in den Bergregionen in vieler Hinsicht bedroht, das gilt besonders für das Mont Blanc-Massiv. Während alle anderen großen Gipfel der Erde wirksam geschützt werden, ist der Mont Blanc davon ausgenommen.

Die 1987 bei einem Treffen in Biella in Italien gegründete NGO Mountain Wilderness vereint Alpinisten, Forscher und Naturschützer. Die Organisation ist mittlerweile in fast 20 Ländern, vorwiegend in Europa und Asien, sehr aktiv. Die im September 1988 während des Kongresses von Evian entstandene französische Gruppe von Mountain Wilderness hat sich zur Aufgabe gemacht gesetzliche Rahmen und Empfehlungen bezüglich des Schutzes und der nachhaltigen Bewirtschaftung der Berge zu fordern. Das bedeutet beharrliche Arbeit bei örtlichen Behörden, um die natürliche Bergwelt zu erhalten. So lange keine politischen Entscheidungen gefällt oder umgesetzt werden, sind alle gut gemeinten Bemühungen umsonst.

Die Aktionen von Mountain Wilderness richten sich darauf:
- das Gleichgewicht der Natur zu erhalten;
- unangemessene Praktiken anzufechten;
- Vorschläge für einen sorgfältigen Umgang mit der Bergwelt zu machen, insbesondere eine größere ökonomische Vielfalt und umweltfreundliche Transporte zu unterstützen.

Wie Vincent Neirinck unterstreicht, besteht ein feiner Unterschied zwischen Erhalt und Schutz von Bergregionen. Punktuelle, lokale Aktionen haben das Ziel das Verantwortungsbewusstsein zu wecken und den Dialog mit den betreffenden Akteuren zu eröffnen. Zu den Aktionen unserer Bewegung gehören Kampagnen zur Infragestellung vorhandener Aufstiegshilfen, der massiven Ausstattung von Kletterparcours im Hochgebirge, der Einrichtung von Klettersteigen...

Wichtige Aufgabenbereiche von Mountain Wilderness in Frankreich sind der Schutz des Mont Blanc-Massivs. Eine schwierige Aufgabe aufgrund kommerzieller Praktiken und unverantwortlichem Management, wie beispielsweise Heliskiing, obwohl dies in Frankreich verboten ist, weiterhin die Erweiterung von Infrastrukturen oder auch die Entfernung veralteter Einrichtungen. Ganz zu schweigen von belehrenden Maßnahmen für Trekking-Agenturen, ein breites Publikum und örtliche Behörden. Der Ursprung der Probleme liegt oft in kulturellen Gepflogenheiten (dem Laisser-faire).

Der Mont Blanc ist eine Welt für sich, deren Erhalt eine kohärente Zusammenarbeit zwischen Frankreich, Italien und der Schweiz unter Berücksichtigung der Lebensbedingungen der Bewohner erfordert, wie sie bisher nicht existiert. Das Fehlen eines gemeinsamen Bestrebens lastet schwer auf dem Massiv: Es wird zu einem vom Greenwashing bestimmten Bestandteil des Konsums, der die Bedeutung des Klimawandels weitgehend unterschätzt.

Der Mont Blanc ist den klimatischen Bedingungen nicht ausgesetzt, sondern er bestimmt das Klima. 17.000 ha Eis sind gleichermaßen Wasserreservoir und Niederschlagsreserve. Dank großer Gletscherbereiche und steilen Abhängen bremst der Mont Blanc-Massiv die Erderwärmung. Eine subtile Interaktion zwischen Lage, Steigungsgrad, Höhe, Ausbreitung, der Verteilung der Sonnenenergie und der Niederschlagsmenge sind ausschlaggebend für ein unterschiedliches Mikroklima von einem Tal zum anderen. Diese einzigartige Gebirgsregion ist deshalb ideal, um die klimatischen Veränderungen zu erforschen. Sie hat zudem große Bedeutung für Wirtschaft und Tourismus: Von den auch in Hitzeperioden schäumenden Wasserfällen und Wildbächen dieser alpinen Landstriche profitieren alljährlich 5 Millionen Menschen. Das Eismeer, "Mer de Glace", ist weltweit der meist besuchte Gletscher.

Das Mont Blanc-Massiv bildet aufgrund schwer zugänglicher Täler, starker Höhenunterschiede (800- 4800 m) und sehr unterschiedlichen Hanglagen eine geografische Einheit für Fauna und Flora, sowie einen Kreuzungspunkt für die Bewohner der West- und Ostalpen.

Falls die Erderwärmung gefährliche Ausmaße annimmt, wird das höchste Alpenmassiv zu einem Beobachtungsposten und einem Zufluchtsort. Schon seit ungefähr 50 Jahren ist die Verlagerung der Ökosysteme in 300 m höhere Lagen zu verzeichnen. Deshalb muss zum Schutz des Mont Blanc gehandelt werden. Dafür ist eine übereinstimmende, nachhaltige und koordinierte Politik auf beiden Seiten der französischen, italienischen und schweizerischen Grenze dringend erforderlich.

* Vincent Neirick, stellvertretender Direktor von Mountain Wilderness France, betreut die Bereiche Flächennutzung, Schutzgebiete und motorisierte Freizeitaktivitäten. Wir bedanken uns bei Vincent Neirinck für seine Stellungnahme.

Mehr darüber hier

Unsere Angebote im Gebiet Mont Blanc :


0 Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Abonnieren Kommentare zum Post [Atom]

<< Startseite